Sankt Petersburg 07. - 11.05.2004

Mein Opa ist im 2.Weltkrieg am 11.02.1942 in Russland gestorben. Mein Papa war vor Jahren schon einmal in Russland, hat aber damals nicht das Grab gefunden. Wir haben dann recherchiert und haben über die Kriegsgräberfürsorge rausbekommen, dass mein Opa in einem Massengrab bei Sologubowka beigesetzt worden ist. Da meine Mama ungern vereist, habe ich mich entschlossen mitzufliegen. Also haben wir eine Reise über die Kriegsgräberfürsorge gebucht, die vom 07. - 11.05.2004 stattfand.


Reiseverlauf:

07.05.2004:

Also Taschen packen, zum Flughafen Düsseldorf, von dort zum Flughafen FFM und dann direkt nach Sankt Petersburg. Der Flug dorthin war wider Erwarten sehr kurz und wir wurden schon von einer lustigen Reisegruppe und einem freundlichen Reiseleiter erwartet. Der erste Weg führte uns durch Sankt Petersburg in unser Hotel: Pribaltiyskaya, mit direktem Blick auf die baltische See. Papa und ich haben uns erst einmal nach dem ganzen Sitzen die Beine am (super dreckigen) Strand vertreten. Danach gabe es Abendbrot und dann ging es auch schon ab ins Bett, denn geführe Reisen können echt anstrengend sein...


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08.05.2004:

Nach einem gewöhnungsbedürftigem Frühstück - sehr asiatisch und amerikanisch - machten wir eine Stadtrundfahrt mit Augenmerk auf die Belagerung der Stadt im 2.Weltkrieg, die Leningrader Blockade. Was haben die Menschen hier - wie anderwo auch - gelitten: soviel Hunger, Leiden, Erfrierungen und Tod. Riesige Friedhofsfelder in denen die Menschen begraben worden sind. Diese wurden heute noch rausgeputz, da morgen am 09.05. der Tag des Ende des 2.Weltkriegs ist; einen Tag später als bei uns. Hier finden an diesem Tag viele Veranstaltungen und Paraden statt.
Weitere Sehenswürdigkeiten, die wir uns angeschaut haben:

  • Nikolaus-Marine-Kathedrale
  • Yusupov Palast, in dem Rasputin ermordet wurde
  • Isaak Kathedrale
  • das Hotel Astoria
  • Peter und Paul Festung - hier liegen die Zaren begraben
  • die Aurora - von hier sollen die Schüße auf den Winterpalais die russische Revolution gestartet haben
  • das (überfüllte) Leningrader Gefängnis
  • der Winterpalast
  • Newski-Prospekt
  • und noch viel mehr....


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09.05.2004:

Heute geht es zum Opa nach Sologubowka. Ein komisches Gefühl für mich; wahrscheinlich noch viel schlimmer für meinen Papa. Nach so langer Zeit am Grab des Vaters stehen, den man eigentlich so gar nicht kennt. Daran denken, dass es meiner Oma nicht mehr möglich war, auch diese Reise zu machen.
Es war schon eine merkwürdige Fahrt: als wir an der Kirche ankamen, mussten erst einmal ein Schlüsselwärter gefunden werden, der uns aufschloss, denn im Keller der Kirche ist das Begräbnisregister - wer ist wo beerdigt worden - untergebracht. Die Kirche war noch sehr sporadisch eingerichtet, da sie erst 2003 eingeweiht wurde. Ich nahm eine dieser dünnen Kerzen, die in ein Sandgefäß vor einer Ikone gesteckt wurde. Ewas später kam unser Reiseleiter und berichtete uns, dass es, da es noch so früh im Jahr ist, noch keinen Strom gibt und es geswegen im Keller sehr dunkel ist... Also zurück zur Ikone ... "Entschuldige!" ... Kerze raus aus dem Sand und runter in den Keller. Dort standen viele Bücher in Regalen, in denen man die Grabstätte seines Angehörigen finden konnte. Dank der kleinen Kerze fanden wir sogar Hans-Werners Opa...
Dann sind Papa und ich auf dem Friedhof auf die Suche gegangen und wir haben ihn gefunden; nach 62 Jahren.


Durch die Arbeit des Volksbundes haben sich auch die Russen inspirieren lassen und betten nun auch ihre Gefallenen um. Solch eine Beerdigung haben wir besucht. Es ist schon echt erstaunlich, wie viele Menschen - Militärs, Weltkriegsveteranen, kirchliche Würdenräger, Angehörige, Schaulusttige - an dieser hoch offiziellen Veranstaltung teilgenommen haben.


Nach diesen bewegenden Stunden mußten wir ein paar Schritte laufen. Wir wanderen zur Festung Schlüsselburg, die an der Newa am Lagodasee liegt.


Als wir nach diesem langen Tag nach St.Petersburg zurückkamen, sahen wir nur noch die Reste der großen Parade. Erst im Hotel erfuhren wir, dass es wohl einen Anschlag gegeben hatte; dementsprechend sanden die Menschen sehr ralos und aufgelöst am Straßenrand.


Abends bekamen wir dann ein großes Highlight geboten, welches sich aus 3 Punkten zusammensetzte:

  1. St.Petersburg wird das "Venedig des Nordens" genannt
  2. Es gibt im Mai "die weißen Nächte": es wird nicht richtig dunkel
  3. Das Feuerwerk zum Befreiungstag über der Peter und Paul Festung
Wir machten eine Schiffstour durch die Kanäle und landeten pünktlich zum Feuerwerk auf der Newa. Es war unbeschreiblich schön!!!!


Das war ein sehr toller aber auch anstrengender Tag, den die Reisegruppe in der Hotelbar ausklingen ließ. Dort baggerten 2 ältere Damen doch meinen Papa an; das war suuper lustig....

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10.05.2004:

Heute besuchen wir einen sehr geschichtsrächtigen Ort: der Katharinenpalast und -park mit Bernsteinzimmer in Zarskoje Selo, Puschkin. Es hie? also früh raus, da jeder, der nach S.Petersburg kommt, diesen Palast anschauen möchte. Wir kamen an ... und schon standen wir in der sehr langen Schlange. Immer wieder wurden später kommende Menschengrupen an uns vorbei, in den Hof des Palastes geführt. Mmmmhhh, nicht witzig... Aber als uns dann brichtet wurde, dass das die "armen" Kreuzfahrtschiffs-Bewohner sind, die im "Schweinsgalopp" durch sämtliche Sehenswürdigkeiten getrieben werden: dawaj, dawaj ... hatten wir doch ein wenig Mitleid.
Nach "Stunden" waren wir endlich dran. Wir bekamen schicke Verhüterlis für unsere Schuhe - nicht so altbackene Filzschluffen, wie in bei uns - und schon ging es los: sehr beeindruckend.
Das was mich nicht so doll beeindruckt hat, war das Bernsteinzimmer. Klar ist es toll, aber in meiner Fantasie war es fantastischer, größer, ach ich weiß nicht... Eben anders. Die Wandvertäfelung entstand Anfang des 18. Jahrhunderts in Berlin, im Auftrag des ersten preußischen Königs Friedrichs I. Zar Peter der Große war bei einem Besuch in Berlin so fasziniert von der goldenen Pracht der aus geschliffenem versteinertem Baumharz zusammengefügten Platten, dass er sie gegen fünf Dutzend besonders groß gewachsene Söldner für die Leibgarde des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I. tauschte.

Auf dem Rückweg haben wir noch kurz halt an der Auferstehungskirche halt gemacht. Es wurde ein "aussteigen - fotografieren - drumherum laufen - fotografieren - alle wieder in den Bus" Hal. Mein Papa hat es geschafft, sich mit einer fremden Gruppe "umsonst" in die Kirche zu schleusen; leider hat er den Fotoknips bei mir gelassen und so gibt es nur Aussenaufnahmen.

Danach ging es dann zurück zum Hotel, wo Papa und ich nochmal einen Spaziergang an den dreckigen Strand gemacht haben.

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11.05.2004:

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